Ich hatte keine besonders gute Nacht. Ich bin gegen 2:30 Uhr aufgewachte und lauschte danach ziemlich lange dem Surren des Ventilators. Wir haben also in der Nacht wieder Strom gekriegt, denn der Ventilator lief ohne das Brummen des Generators. Früher bin ich jeweils mitten in der Nacht bei Volllicht aufgewacht als plötzlich wieder Strom da war. Heute schalte ich jeweils vor dem Schlafen gehen alle Lichter aus – halt auch ohne Strom.
Der Tag ging dann wie üblich mit Frühgebet los. Heute morgen ist die letzte Trainings-Session und dann geht es zurück nach Freetown. Die Fahrt dauert jeweils zwischen drei und fünf Stunden – je nach Fahrzeug, Pannen und Staus wegen Unfällen unterwegs. Meine letzte Nacht werde ich vermutlich wieder bei Kamara in Allen Town verbringen. Morgen geht es dann früh los, damit wir die erste Fähre kriegen und rechtzeitig einchecken können. Doch das ist dann morgen.
Nach dem Teaching am Morgen fahre ich noch kurs zum Restaurant mit Internet. Doch das war heute leider vergebliche Mühe. Sie haben keinen Strom und wollen den Generator auch erst um 17 Uhr anschmeissen. Ich wollte eigentlich noch übers Internet einchecken und mir einen guten Sitz sichern. Doch daraus wird wohl nichts. Oder doch? Meine Frau ist so lieb, und mach das Checkin für mich in der Schweiz. Perfekt!
Glorious holt mich beim Hotel ab und wir machen noch einen kurzen Stop bei einem Shop. Hier könnten wir ein weiteres Skill Training starten, indem wir Menschen unterrichten, Kleider zu nähen. Dies wäre die perfekte Kombination zum Kleider färben in Allen Town. Die Stoffe könnten dann hier weiter verwendet, veredelt und verkauft werden. Doch eines nach dem anderen. Die Möglichkeiten hier sind riesig und wir brauchen jeweils viel Weisheit und auch genug Spenden, um weitere Projekte anzugehen. Diese werden durch unser Hilfswerk Vision West Afrika getragen. Wir sind als Hilfswerk anerkannt und alle Spenden können von den Steuern abgezogen werden.
Die Fahrt nach Freetown ist eher mühsam. Wir sind zu sechst, inklusive Glorious Schwiegermutter. So ist klar, dass sie mit dem Fahrer vorne sitzt und vier sich auf die Rückbank quetschen. Es kommt mir vor wie vor Jahren, als wir mit einer anderen Familie in den Europapark gefahren sind – alle vier Kinder auf dem Rücksitz und irgendwann auch noch der Kaugummi des Nachbarmädchens zwischen meinen Hosen und der Sitzbank. Damals sass ich ganz rechts, dieses mal ganz links beim Fenster. Das ist der Platz, wo man hauptsächlich auf der linken Arschbacke sitzt und dann nach und nach im rechten Oberschenkel einen Krampf hat. Wenigstens kamen wir dann nach drei Stunden an. Der Fahrer ist mit hundert Sachen über die löchrige Strasse gebrettert und irgendwie strahlten die Geräusche der Hinterachse und das Schlingern nicht gerade Vertrauen aus. Aber in Afrika vertraut man auf Gott und nicht auf die Hinterachse…
Bei Kamara gönne ich mir eine Dusche, eine grosse Schale Corn Flakes und lege mich früh hin
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