Die Arbeit in Afrika braucht vor allem eines: sehr viel Geduld. Zum einen dauert hier alles länger, zum anderen ist es unberechenbarer. Seit Freitag sind Patrick und ich im Osten von Nigeria, genauer in Akwa. Wir besuchen die Vineyard-Gemeinde, die hier am entstehen ist und besprechen die Möglichkeit, dass wir als Vision West Afrika ein Schulprojekt unterstützen.
Jekwu, der Leiter der entstehenden Vineyard, hat ein dreitägiges Seminar für Pastoren organisiert, zu denen Patrick und ich sprechen sollen. Diese Aufgabe ist doppelt interessant, denn unsere Sicht von Jesus-Nachfolge und Gemeinde ist eine grosse Herausforderung für das bestehende Bild hier in Nigeria. Jesus ist für einige Menschen hier leider nur ein anderer Weg, möglichst schnell reich und erfolgreich zu werden, während Gemeinde für einige Pastoren eigentlich nur ein Geschäft ist, dass ihnen ein gutes Einkommen und Ansehen bringt. Wenn wir dann darüber sprechen, dass Jesus uns zum Dienst am Nächsten und an den Armen ruft, stossen wir auf einiges Unverständnis. Hier herrscht die Meinung vor, dass man den Armen nicht helfen sollte, weil man sonst selber arm wird. Was du säst, wirst du ernten, heisst es hier! Und natürlich sehen sie den Ognocha, den Weissen, als reichen Mann, der mit viel Geld gekommen ist. So hat eine Frau, die sich selber den Titel eines Bischof gegeben hat, heute morgen von uns verlangt, jedem Pastor 200 Dollar zu schenken. Leider sind solche Begebenheiten für uns hier langsam Alltag. Und doch braucht es einfach viel Geduld – bis wir die richtigen Mitarbeiter und Partner gefunden haben: Menschen, die bereit sind, sich ganz für die Sache Jesu einzusetzen, den Armen und bedurftigen zu dienen, die Bibel nicht gemäss ihren Wünschen auszulegen und ihre Funktion nicht für ihren eigene Gewinn zu Missbrauchen. Das Spannungsfeld ist riesig und ich versteher hier jeden Menschen, der sich ein bessers Leben und mehr Geld wünscht – doch mich als Quelle dafür zu sehen, nervt gewaltig. Doch es gibt auch Hoffnung, denn das Schulprojekt macht einen sehr guten Eindruck. Und zwei oder drei der Leiter, die wir bis jetzt getroffen haben, scheinen echt gute Motive zu haben. Aber eben, es braucht Geduld. Und dies im wörtlichen Sinne, denn das Treffen von heute sollte eigentlich um 9 Uhr beginnen – und das ist bereits 3 Stunden her….
30. Januar 2012 um 22:57 Uhr
Da sind wir noch richtig privilegiert, bei uns sind Verspätungen so vielleicht bis zu einer halben Stunden allerhöchstens. Aber mit dem Geld gibt es hier aus solche Tendenzen. Wer einmal arm war oder ist, hat die Nase voll davon.
31. Januar 2012 um 12:29 Uhr
Merci für deine interessanten Berichte. Wir beten für dich und deine Mitstreiter, dass Gott auch hier eine Tür, oder vielmehr Herzen, öffnet. Viel Kraft in deiner Arbeit. Gottes Segen.