Seit Montag bin ich wieder mal In Lagos – zu Besuch bei meinem Freund Patrick und seiner Familie. Sie wohnen mitten in Lagos, in der Nähe des Flughafens, wo seine Frau auch arbeitet. Gemeinsam haben sie drei Kinder: Chuchwu, Chimamaka und Angel. Die ersten beiden machen gerade ihren Schulabschluss und wollen nacher an die Uni. Angel hat noch zwei Jahre Schule vor sich.
Auf der einen Seite geniesse ich es immer sehr, in Afrika zu sein. Auf der anderen Seite fordert es mich auch heraus: die Herausforderungen, die Menge an Menschen und die Armut. Heute morgen wagte ich mich heraus und ging eine Stunde Rennen – immer schön der Strasse entlang und ziemlich schön im Kreis, gezwungenermassen auch drei oder vier mal dieselbe Strecke, ich wollte mich ja nicht verlaufen. Direkt neben der Strasse führt jeweils ein Wassergraben durch, der die Kanalisation darstellt – der Gestank ist fürchterlich. Doch allzuweit Abstand davon darf man nicht halten, denn sonst wird man auf der Strasse von einem Auto angefahren – und die Luft von der Seite ist auch nicht viel besser, denn die Autos sind alles ältere Modelle mit dementsprechend vielen Abgasen. Ich habe mein kurzes Training trotzdem genossen. Ich kam mehrere male an einer Schule vorbei und hörte, wie die Kinder Lieder sangen. Eines davon hörte sich wie eine afrikanische Version von „Grosser Gott, wir loben dich“ an. Und dann kam ich an etlichen Kirchen vorbei. In einer fand sogar gerade ein Gottesdienst statt, resp. es hatte eine Handvoll Leute, die von einem Pastor mit einem Mikrofon mit ohrenbetäubendem Lärm zugedeckt wurde. Irgenwie stellt sich mir dabei immer dieselbe Frage: wenn es hier doch Kirchen gibt, wieso verändert sich die Gesellschaft nicht zum Positiven? Wieso sehen wir so wenig Christen, die sich um die Armen und Zerbrochenen kümmern? Vielleicht sehe ich einfach auch zu wenig. Vielleicht verändert sich die Geselschaft ja positiv. Vielleicht. Ich vermute jedoch, dass wir Christen immer noch viel zu stark damit beschäftigt sind, schöne Kirchen zu bauen und gute Veranstaltungen zu organisieren, anstatt den Dienst zu tun, den Jesus uns aufgetragen hat: hinzugehen und diese Welt zu einem besseren Ort zu machen!
14. April 2011 um 22:00 Uhr
Ja, wir sind wirklich spitze darin, schöne Kirchen zu bauen und uns eine Wohlfühloase mit vielen tollen Veranstaltungen zu schaffen… und das nicht nur in Afrika.
Aber ganz abgesehen davon: was ist denn ein „besserer Ort“?
14. April 2011 um 22:15 Uhr
In den letzten 5-10 Jahren gibt es eine gewisse Entwicklung, dass sich nun auch evangelikal geprägte Christen zunehmend politisch und sozial engagieren. Nicht selten wird dabei außer Acht gelassen, dass dies, z.T. schon seit Jahrzehnten durch die beiden großen Kirchen geschieht. Und natürlich auch durch unzählige weltanschaulich neutrale NGO’s. Ist die Welt dadurch „zu einem besseren Ort“ geworden? So global ist dies sicher nicht zu beantworten, mit Sicherheit hat sich aber das Leben einzelner Menschen und ganzer Bevölkerungsgruppen verbessert. Ist eine erhebliche Verbesserung der Welt zu erwarten, wenn sich nun auch die wenigen evangelikal geprägten Christen zunehmend politisch und sozial engagieren? Mit Sicherheit nicht. Und genau das ist ja auch nicht der Auftrag von uns Christen, eine „bessere Welt zu machen“. Was dann? Wir sollen die Werke des Reiches Gottes ausleben, die Jesus uns vorgelebt hat. Ja, dazu gehört natürlich, sich um die Armen, Entrechteten, am Rand stehenden, etc. zu kümmern. Aber warum sollen wir das tun? Damit diese Menschen erkennen, dass es einen Gott gibt, sich ihm anvertrauen, umkehren und beginnen ebenfalls Jesus nachzufolgen. Das ist der Sinn des Auslebens der Werke des Reiches Gottes. Der Sinn ist nicht, „diese Welt zu einem besseren Ort zu machen“. Da würden wir uns auch viel zu wichtig nehmen und maßlos überschätzen.
14. April 2011 um 23:00 Uhr
Welcome back to Africa. Yes – why is church still so much the building, and so little it being just one side of „doing church“ ? … big questions and big contradictions …. have a great stay ! look forward to our next trip!
14. April 2011 um 23:01 Uhr
ach, Jochen. Wir denn die Welt nicht ein Stück besser, wenn ich einem Hungrigen zu essen gebe und mich für soziale Gerechtigkeit einsetze?