Knapp 34 Jahre gibt es mich nun schon auf dieser Welt – und von diesen vielleicht 20 mit einem Bewusstsein für die Welt als ganzes. Aber irgendwie kann ich mich an keine Zeit erinnern, die gleichermassen unsicher und von Veränderungen geprägt ist wie die momentane. Die Katastrophe in Tschernobyl ist mir noch in Erinnerung. Der Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung auch. Den ersten Irak-Krieg habe ich am Fernseher mitverfolgt, ebenso den Einmarsch in Somalia, die Schlacht in Afghanistan und den zweiten Irak-Krieg. Der 11. September ist krass eingefahren, ebenso der Hurrikan Katrina. Der Tsunami in Asien ist irgendwie auch noch präsent, ebenso das Erdbeben in der Türkei, in Iran oder Haiti. Doch irgendwie kommt keines dieser Ereignisse an die momentanen heran. Das Erdbeben und der Tsunami in Japan erschüttert direkt die Sicherheit der ganzen westlichen Welt, mich eingeschlossen. In einem Video sieht man Autos, Lastwagen, ganze Häuser, wie sie von den Wassermassen fortgespült werden. Man sieht einen riesen Dampfer, der wie ein Playmobil-Schiff übers Land gespült wird. Man sieht ein unbeschreibliches Chaos, das zurück bleibt – Trümmer wo man hinsehen kann. Die wenigen Bilder und Videos, die ich mir zugemutet habe, erinnern mich stark an ein Gleichnis von Jesus, das Matthäus aufgeschrieben hat (Mt 7:24ff) Da geht es auch um Häuser. Die einen bauen auf Sand, die anderen auf Felsen. Ein Sturm kommt: das Haus auf dem Felsen steht noch; das andere auf Sand wird fort gespült. Nun, die Häuser in Japan waren ja wirklich nicht auf Sand gebaut. Im Gegenteil, die waren verglichen mit Haiti ziemlich stabil konstruiert.
Vielleicht ist es jetzt die Zeit, die Frage zu stellen, was denn eigentlich die Basis unseres Lebens ist? Was gibt mir Sicherheit und Halt in einer unsicheren Zeit? Japan ist weit weg, ein Tsunami ist bei uns nicht zu erwarten, doch keine 15 km von uns steht ein Atomkraftwerk, das ähnlich unsicher ist, wie das in Japan. Giaccobo/Müller wurde am Sonntagabend abgesagt – Satire und Spass müssen der Tragik weichen. Doch wie lange? Werden wir uns bereits nächsten Sonntag wieder genüsslich ab den Fauxpas anderer amüsieren? Das grösste Schweizer Talent hat ja trotzdem gute Stimmung verbreitet und vermeintlich über die Tatsache hinweggetröstet, dass unser westlicher Lebensstil mit Konsum und ständigem Wachstum nicht mehr tragbar ist? Nun, in Deutschland werden wohl bald die ersten Atomkraftwerke abgeschaltet – in der Schweiz wird deren Sicherheit neu beurteilt. Doch wohl kaum einem ist bewusst, was das für uns bedeutet: Strom sparen, regelmässig auf Unterhaltung und Spass verzichten, sich in Genügsamkeit üben. In all der Unsicherheit und Fassungslosigkeit, die das Erbeben, der Tsunami und die Atomkatastrophe für mich bedeuten, bleibt doch die leise Hoffnung, dass sie ein Umdenken in unserer Kultur auslösen. Weg von der kurzfristige Gewinn- und Spassmaximierung, hin zur Nachhaltigkeit und Sorge um Natur und Mitmensch! Ich wünsche mir, dass der Lebenstil und die Botschaft von Christus, die im Gleichnis von Matthäus 7 als der starke Grund gesehen werden können, wieder aktuell werden: Ein Leben mit Blick auf die anderen, die Schwachen, die Armen; ein Leben im Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden. Ein Leben mit Mass aus Rücksicht auf die Natur und die nächsten Generationen!
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