Vor neun Jahren haben ein paar verrückte Männer zwei Flugzeuge entführt, damit sie damit in Gebäude fliegen und möglichst viele Menschen umbringen. Leider haben sie es geschafft. Darauf hat sich eine regelrechte Islam-Phobie entwickelt, die in zwei Kriegen und einer weiteren Entfremdung zwischen christlichen und muslimischen Ländern führte. Islamisten und ihr Anspruch auf einen Gottesstaat mit der Scharia als Rechtsform rückten ins Rampenlicht. Der neuste Anflug eines evangelikalen Fundamentalisten, am 11. September 2010 100 Bibeln zu verbrennen, ist die nächste Stufe in einer traurigen Entwicklung. Wie tief muss der Hass und die Respektlosigkeit gehen, dass man ein Buch verbrennen will, dass für jemand anderen heilig ist? Mir kommt da eigentlich nur ein Ausspruch Jesu in den Sinn, der uns auffordert, den Nächsten so zu behandeln, wie wir selber gerne behandelt werden möchten.
Persönlich finde ich die Idee eines muslimischen Gottes-Staates schrecklich. Ich finde es entwürdigend, dass Frauen sicht total verschleidern müssen – schrecklich, dass Mädchen nicht zur Schule gehen dürfen – abscheulich, dass man weder seine eigene Meinung sagen noch seinen eigenen Glauben wählen darf. Gleichzeitig frage ich mich, wie es wohl wäre, wenn wir Christen die Macht übernehmen dürften. Würden wir Minderheiten schützen, auch wenn sie nicht gleicher Meinung wären? Würden wir uns für freie Meinungsäusserung einsetzen, auch wenn sie nicht die unsere wäre? Dürfte jeder seinen eigenen Lebensstil wählen, auch wenn er gegen unsere Moralvorstellung verstossen würde – die Einschränkung der Freiheit eines anderen einmal ausgeschlossen? Oder würden wir sagen, dass der Islam vom Teufel ist und daher den Koran verbieten? Würden wir Schwule als Abnormale abstempeln und sie verteufeln? Würden wir jeden Schüler zum religiösen Unterricht verknurren? Natürlich würden wir es sehr gut meinen, Gottes Ehre retten, und zum Wohl von allen beitragen. Tja, aber vermutlich wären wir nicht viel besser als die Islamisten in Afghanistan. Aber wer weiss das schon…
10. September 2010 um 22:59 Uhr
hatten wir das nicht schon….den gottesstaat mit „christlichen“ vorzeichen ? ich meine den, vor der aufklärung der renaissance und auch den vor Luther…
mit all seinen schrecknissen wie hexenverbrennungen, inquisition und den kreuzzügen.
nur am rande bemerkt: durch die kreuzfahrer wurde die hochentwickelte arabische welt auf dem höhepunkt ihrer aufklärung ins finsterste mittelalter zurückgeworfen …
die auswirkungen ? die sind heute, mit, die oben beschriebenen…
sollten wir als erben da nicht auch um vergebung bitten, ganz zuerst in der arabisch-islamischen welt ?
10. September 2010 um 23:15 Uhr
super Gedanken – Danke!
25. Juli 2012 um 16:58 Uhr
Hoi Boris, hier noch ein Feedback aus Dubai, mitten im Ramadan 😉 Ich mag den Gedanken sehr und er ist es definitiv Wert, weiter vertieft zu werden. Wir haben – gerade in Europa – eine recht schräge Auffassung zum Thema Islam und fokussieren uns primär auf mediale Ereignisse, welche meist sehr negativ sind (wie 9-11). Wir versuchen – ganz speziell während des Ramadan – unsere Gastgeber (= Araber) zu ehren, in dem wir ihre Kultur respektieren und uns ernsthaft mit ihrem Leben und ihren Überzeugungen auseinandersetzen. Das spannende ist, was dieser Prozess mit uns tut 😉
Mehr dazu mal persönlich – sei herzlich gegrüsst mein Freund! Chris