Wir gehen jedes Jahr nach Frankreich in die Ferien. Als ich mit meiner Frau in Paris war – das ist nun auch schon 8 Jahre her – waren wir schon ziemlich entnervt ab den sehr aufdringlichen Frauen, die nach Geld bettelten. Letztes Jahr haben wir ganze Familien an Autobahnraststätten angetroffen. Junge Frauen, die kleine Kinder rumschleppen. Ältere Frauen, die Zigarretten rauchen. Junge und alte Männer, die im Hintergrund um ein Auto rumhangen. Irgendwie hinterliessen mir all diese Begegnungen ein komisches Gefühl. Unangenehm, unsicher, abstossend. Und jetzt hat Sarkozy durchgegriffen. Er will alle Romas ausschaffen. Es gibt zwar Proteste in Frankreich – eine Mehrheit soll aber hinter dieser Politik stehen.
Mir ist zutiefst unwohl. Zum einen, weil die beschriebenen Begegnungen bei mir eine tiefe Ablehnung auslösen. Zum anderen, weil ich es abscheulich finde, wenn ein vergessenes und verstossenes Volk pauschal kriminalisiert und ausgeschafft wird. Ich kenne die Geschichte der Romas nicht. Ich weiss nicht, wieso sie einen so schlechten Ruf haben. Und doch vermute ich, dass diese Menschen etwas Besseres verdient haben. Sie haben Respekt verdient, weil sie Menschen sind. Sie haben Annahme verdient, weil Gott jeden einzelnen von ihnen in seinem Sohn Jesus angenommen hat. Und sie haben Liebe verdient, weil Gott jeden einzelnen von ihnen genauso liebt wie dich und mich!
Die Romas sollen wirklich raus – raus aus der Ablehnung, der Opferrole, den Vorurteilen, dem Lebensstil von Betteln und Betrügen. Die Romas sollen rein in die Eigenverantwortung, in den Selbstwert, ins Gottgegegeben Gegenüber. Vielleicht könnten wir ja mit Liebe, Annahme und Vergebung darauf hinwirken?
8. September 2010 um 17:16 Uhr
Heißes Thema. Den letzten Absatz in Deinem Beitrag kann ich voll unterstreichen.
8. September 2010 um 17:50 Uhr
Eine gute Erwartung! Wenn man über die Kulturgrenzen hinweg agieren möchte, dann muss man wohl lange Wege gehen. Viele gescheiterte Versuche haben „wir“ schon hinter uns, in der Hoffnung die Roma zu verändern. Aber so funktioniert das nicht. Irgendwie braucht es Geduld – Kommunikation – miteinander Ringen – Busse auf beiden Seiten – etc. Die Roma sind für viele unbequem und man möchte sich schnell dieses „Problems“ entledigen. Das hat es ja auch schon wiederholt gegeben. Frankreich ist ein Beispiel. Italien macht es ähnlich. Irgendwie haben sie es überall versucht. Und wenn man über die bettelnden Roma spricht, dann spricht ungerechterweise über alle Roma, aber es gibt tatsächlich auch andere. Wundert das jemanden? Ein Beispiel habe ich in der NÄhe von Bratislava gesehen. Dort ist ein ganzes Dorf Kunstschmiede. Die leben normal und gut. Gruß
10. September 2010 um 23:18 Uhr
Hey Reinhold
Danke für deinen wertvollen Beitrag. Ich weiss wirklich viel zu wenig über die Romas, um da mitreden zu können. Sehen wir uns an der Leiterkonferenz in Berlin? Ich würde gerne etwas mehr von deinen Erfahrungen und Einsichten hören.
11. September 2010 um 3:04 Uhr
in frankreich werden also die roma geopfert, die schwächsten der dortigen gesellschaft, balkanflüchtlinge der lobbylosen sonderklasse schlechthin…
die stimmengewinne von der rechten seite werden den stimmenverlusten ,wegen sarkozys rentenreform, von der linken, gewollt in kauf genommen…
nun gut, das ist meine meinung…
aber, ich setze jetzt mal ein zitat von dietrich bonhoeffer hier herein:
„Die Ausschaltung der Schwachen ist der Tod der Gemeinschaft.“
mit den Roma`s wäre also der anfang gemacht…. gut werden so manche in unserem gesellschaftszeitgeist denken,…diese schmarotzer, wer braucht die schon…?
es ist vor allem unser eigener schutz, denn, welches ist die nächste gruppe, die als schwächste definiert wird ? die drögis ? die, die ab- und zu ein bier zuviel trinkenden ? die arbeitslosen ? die ausländer ? oder gar irgendwann die behinderten, die demenzkranken, die krebsleidenden, die rekonvaleszenten unfallopfer und am ende sogar die , unsere pensionäre ?
11. September 2010 um 15:11 Uhr
eine kleine anmerkung noch, nur um eventuellen missverständlichkeiten vorzubeugen:
ich meine damit natürlich, dass nur annahme der schwächsten und das sich, gemeinschaftliche kümmern um dieselben, eine gemeinschaft dauerhaft funktionieren lässt.